Röntgenfilme werden in einem abgedunkelten Raum mit speziellen Filmbetrachtungsgeräten ausgewertet. Die Mindestanforderungen an die Betrachtungsgeräte sind in DIN EN 25580 festgelegt.
Die Auswertung der Röntgenfilme darf nur von Personal durchgeführt werden, welches mindestens nach Stufe 2 der EN 9712 bzw. Level II (SNT-TC-1A) zertifiziert ist.
Vor der Filmauswertung wird die Bildqualität hinsichtlich der Erfüllung der optische Dichte, der geforderten Bildgüte, der vollständigen Erfassung des Prüfbereichs und der Kennzeichnung überprüft.
Falls bei der Auswertung Guss- oder Schweißnahtfehler gefunden werden, werden verschiedene Hilfsmittel (Normen und Regelwerke) eingesetzt, um die Zulässigkeit dieser Anzeigen zu beurteilen.
Bei den Schweißnähten werden überwiegend maximale Fehlerabmessungen (Länge, Breite, Durchmesser) zu Grunde gelegt, wobei auch die Abstände zwischen den Fehlern und die Häufigkeit berücksichtigt werden müssen. Solch Angaben findet man z.B. in:
AD 2000 HP 5/3 | AD 2000-Merkblatt Zerstörungsfreie Prüfung der Schweißverbindungen |
DIN EN ISO 5817 | Schweißen - Schmelzschweißverbindungen an Stahl, Nickel, Titan, und deren Legierungen (ohne Stahlschweißen) Bewertungsgruppen von Unregelmäßigkeiten |
DIN EN ISO 10675 - 1 | Zerstörungsfreie Prüfung von Schweißverbindungen – Zulässigkeitsgrenzen für die Durchstrahlungsprüfung – Teil 1: Stahl, Nickel, Titan und deren Legierungen |
ASME Sect. VIII | Rules for construction of pressure vessels Division 1 UW-51 Radiographic examination of welded joints UW-52 Spot examination of welded joints |
Für Gussteile werden Vergleichsfehlerkataloge herangezogen. Diese Werke enthalten Röntgenaufnahmen üblicher Gussfehler wie Lunker, Poren, Fremdeinschlüsse usw.. Für jeden Fehlertyp gibt es Vergleichsbilder für verschiedene Fehlergrößen. Durch den Vergleich dieser Beispiele mit dem auszuwertenden Film werden Fehlerarten und -größen bestimmt. Die Ausbildung und die Darstellung der Fehler ist u. a. vom Werkstoff, von der Wanddicke und von der Durchstrahlungsenergie abhängig. Aus diesem Grund gibt es allein für Stahlguss acht verschiedene Kataloge von ASTM:
ASTM E-446 : Für Wanddicken bis 51 mm |
VOL 1 für 250 KeV X-Ray |
ASTM E-186 : Für Wanddicken von 51 bis 114 mm | VOL 1 für Ir 192 und 1 MeV X-Ray VOL 2 für Co 60 und 2 MeV X-Ray VOL 3 für 4 – 30 MeV X-Ray |
ASTM E-280 : Für Wanddicken von 114 bis 305 mm | VOL 1 für Co 60 und 2 MeV X-Ray VOL 2 für 4 – 30 MeV X-Ray |
Für andere Werkstoffe gibt es von ASTM noch viele andere Vergleichskataloge.
Weiterhin existiert z.B. das VDG-Merkblatt „P-541“, in dem speziell die im Sphäroguss auftretenden Fehler katalogisiert sind. Während beim Stahlguss bis zu vier verschiedene Lunkertypen auftreten, gibt es beim Sphäroguss in fast allen Fällen nur einen Typ, den sogenannten Schwammlunker. Dabei handelt es sich um eine Anhäufung von sehr vielen kleinen Hohlstellen. Je nach Konzentration dieser Hohlstellen wird der Lunker im Durchstrahlungsbild mit unterschiedlicher Intensität dargestellt. Aus diesem Grund gibt es in diesem Katalog auch nur einen Lunkertyp, der allerdings in acht verschiedenen Größen mit jeweils geringer, mittlerer und starker Intensität dargestellt ist.
Von einigen Fehlern wurden auch Schliffbilder angefertigt, die ebenfalls Bestandteile des Katalogs sind.
Die im Rahmen der Auswertung gefundenen Fehler werden unter Nennung von Fehlertyp und -größe im Prüfbericht dokumentiert und entsprechend der geforderten Zulässigkeitsgrenzen als zulässig oder unzulässig gekennzeichnet. Die Zulässigkeitskriterien ergeben sich aus bauteil- und anwendungsspezifischen Regelwerken.